Neue Veranstaltungsreihe: Lebensrealitäten von Rom*nja
Im Oktober und November findet an der Goethe-Universität die dreiteilige Veranstaltungsreihe
„Perspektiven auf Lebensrealitäten von Rom*nja in Frankfurt –
Antiziganistische Vorurteilsstrukturen von der NS-Zeit bis heute“
statt, organisiert von einer Gruppe Studierender, die aus dem Seminar „Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus seit 1945 – Kontinuitäten und Diskontinuitäten“ im SoSe 2018 von Katharina Rhein hervorging, und der Forschungsstelle NS-Pädagogik.
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31.10.2018 — 19:00 Uhr
„Armer Bettler, böser Rom“:
Die antiziganistische Struktur des Frankfurter Armutsdiskurses
Vortrag: Benjamin Böhm (Politikwissenschaftler, Soziologe und Sozialarbeiter)
Ort: Café KOZ; Campus Bockenheim, Mertonstraße 26
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Die antiziganistische Ideologie und ihr Widerhall in Deutschlands Politik und Gesellschaft zeichnen sich – trotz des deutschen Völkermords an den RomNia und SintiZe – durch eine erstaunliche Kontinuität aus. Nach 1945 hat sich das Sprechen über RomNia, SintiZe und andere Markierte jedoch auch verändert und wurde chiffriert, so dass Antiziganismus in Deutschland vollkommen enttabuisiert öffentlich reproduziert werden kann, selbst wenn Vernichtungsphantasien deutlich zutage treten: „Wann werden sie endlich vertrieben?“ fragt eine Boulevardzeitung etwa in einem Artikel über „aggressive Bettler“ in Frankfurt.
Der Vortrag veranschaulicht, wie sich einerseits im aktuellen Frankfurter Armutsdiskurs und anderseits in der örtlichen kommunalpolitischen Praxis Antiziganismus widerspiegelt und erinnert an dessen historische Kontinuität in Frankfurt. Dabei beschränkt sich der Vortrag nicht auf eine Analyse des Sprachlichen, sondern umreißt auf der Basis einer materialistischen Gesellschaftstheorie und der kritischen Kriminologie die gesellschaftlichen Grundlagen der antiziganistischen Ideologie.
7.11.2018 — 19:00 Uhr
Gespräch über die Verfolgung und Vernichtung von Roma im Nationalsozialismus und die Wirkungsgeschichte nach 1945
mit Frau Rose und Frau Strauß, Romnja aus Frankfurt
Ort: Hörsaal I; Campus Bockenheim, Mertonstraße 17-21
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Die Eltern von Frau Rose und Frau Strauß haben die Konzentrations- und Vernichtungslager im Nationalsozialismus überlebt. Wie sich die nationalsozialistische Verfolgung und Deportation der Eltern auf ihre Kindheit ausgewirkt hat, und wie die Kontinuitäten des Antiziganismus auch heute noch ihr Leben und Engagement prägen, berichten Frau Rose und Frau Strauß im Gespräch. Joachim Brenner, Geschäftsleiter des Fördervereins Roma in Frankfurt, wird das Gespräch moderieren.
15.11.2018 — 19:00 Uhr
Filmvorführung und Gespräch: Roma in Frankfurt
Gespräch mit dem Förderverein Roma und den Filmemacherinnen Ulrike Holler und Cornelia Rühlig (Margit-Horváth-Stiftung)
Ort: Hörsaal I; Campus Bockenheim, Mertonstraße 17-21
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Roma, die in Frankfurt leben, beschreiben in diesem Film ganz unterschiedliche Aspekte des eigenen Alltagslebens: z. B. ihr Aufwachsen als Kinder von KZ-Überlebenden, die in der Nachkriegszeit erneut an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden und keine Wohnung bekommen. Obdachlose erklären, warum sie aus Rumänien nach Frankfurt kamen und wie sie nun durch Betteln oder Billigstlohnarbeit versuchen, ihre Familie zu ernähren. Jugendliche, die zeitweise in osteuropäischen Ländern und zeitweise in Frankfurt aufwuchsen, erzählen von den Besonderheiten ihrer Bildungsgeschichte. Sie sprechen alle von ihrer Hoffnung, ein „normales“ Leben aufbauen zu können und erleben tagtäglich, dass man ihnen mehr misstraut als anderen – wenn deutlich wird, dass sie Roma sind.